Sind wir alle Charlie?

Nach der brutalen Abschlachtung der Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ durch islamistische Terroristen war die Welle der Empörung und der Trauer weltweit extrem hoch.

Plötzlich waren sich bislang völlig konträre Parteien und Staaten in der kompromißlosen Verteidigung der Pressefreiheit einig. Mittlerweile scheint diese Einigkeit aber wieder zu bröckeln.

Einige Beispiele:

  • Der türkische Despot Erdogan ließ durch die weitgehend gleichgeschaltete Justiz die Veröffentlichung der islamkritischen Cartoons der neuen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ verbieten. Einzig die linke Tageszeitung „Cumhurriyet“ ließ sich trotz Repressionen davon nicht beirren.
  • Die saudi-arabische Regierung erklärte sich solidarisch mit Frankreich, ließ aber zeitgleich einen kritischen Blogger öffentlich auspeitschen.
  • Über Marine Le Pen brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Und in Deutschland meldeten sich wieder die sogenannten „christlichen“ Parteien CDU/CSU zu Wort, die reflexartig die sofortige Einführung der Vorratsdatenspeicherung, also die totale Überwachung sämtlicher Bürger, forderten. Die CSU will gar das Strafmaß für „Gotteslästerung“ erhöhen.

Selbst die rassistische „Pegida“-Bewegung solidarisierte sich mit „Charlie Hebdo“.

Einer der überlebenden Redakteure fand dafür die richtigen Worte: „Wir kotzen im Strahl auf all diese Leute, die auf einmal unsere Freunde sein wollen.“

Auch wenn man den Islam keinesfalls unter Generalverdacht stellen sollte, hat er offensichtlich ein erhebliches Problem mit Gewalttätern in den eigenen Reihen. Hier sollten zunächst die Lösungsversuche ansetzen.

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